Sorge um die Störche

Aus DER RABE RALF Juni/Juli 2024, Seite 7

Studie zum Windenergiepotenzial in Berlin lässt an allen Standorten Naturschutz-Konflikte befürchten

Berliner Windrad am Autobahndreieck Pankow. (Foto: Lukas Beck/​Wikimedia Commons)

Die Bundesregierung strebt an, den Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch bis 2030 von rund 46 Prozent (2022) auf mindestens 80 Prozent zu erhöhen. Damit sollen die energiepolitischen Abhängigkeiten verringert und der Stromsektor klimaneutral gemacht werden. Einen wesentlichen Beitrag dazu soll der Ausbau der Windkraft leisten.

Einsparung oder Solardächer kein Thema?

Das Windenergieflächenbedarfsgesetz der Bundesregierung hat zum Ziel, die bundesweit ausgewiesenen Windenergiegebiete von derzeit 0,8 Prozent auf zwei Prozent der Landesfläche zu erhöhen. Das Gesetz legt für alle Bundesländer fest, einen bestimmten Flächenanteil für die Errichtung von Windkraftanlagen auszuweisen.

Bis Ende 2027 muss das Land Berlin 0,25 Prozent und bis Ende 2032 0,5 Prozent der Landesfläche als Vorranggebiete für den Windkraftausbau ausweisen. Das entspricht in Berlin einer Fläche von insgesamt 446 Hektar, so groß wie der Tegeler See.

In Stadtstaaten wie Berlin lassen sich die Vorgaben nicht ohne Schäden für den Natur- und Artenschutz erfüllen. Gerade im urbanen Raum sollte auch eine Verbesserung der CO₂-Bilanz durch Energieeinsparung oder die Verwendung von Photovoltaikanlagen möglich sein.

In einer Studie zum Windenergiepotenzial in Berlin hat das Landschaftsplanungsbüro Bosch & Partner 31 Flächen mit insgesamt etwa 4.300 Hektar untersucht. Die Autor:innen sehen bei allen diesen Flächen das Risiko von Konflikten für den Natur- und Artenschutz sowie für Erholungsgebiete.

Zusätzlicher Druck auf Freiflächen

Bis zu 75 Prozent der Windenergiepotenzialflächen dürfen in andere Bundesländer ausgelagert werden, mithilfe sogenannter Staatsverträge. Berlin hat aber auch eigene Flächen in Brandenburg, die Flächen der Stadtgüter. Dort befinden sich heute schon Windkraftanlagen. Derzeit wird geprüft, ob die bestehenden Anlagen angerechnet werden können. Sollte das nicht der Fall sein und Berlin weitere Windenergieanlagen aufstellen müssen, hätte das auch negative Auswirkungen auf die Berliner Störche.

In Berlin gibt es an drei Standorten Nester, die der Weißstorch derzeit aktiv nutzt. Zwei davon befinden sich in Lichtenberg, das dritte in Blankenfelde im Bezirk Pankow. Die Umgebung der Nester hat dörflichen Charakter, und die Lage am Stadtrand ermöglicht die Nahrungssuche auf weitläufigen Freiflächen bis ins angrenzende Brandenburg hinein. Immer stärker geraten diese Freiflächen in den Fokus anderer Nutzungen wie Wohnbebauung, Straßenplanungen oder Windkraft. So fallen diese wertgebenden Nahrungsflächen für den Weißstorch weg und machen die Umgebung unattraktiv für die Wahl als Nistplatz. Die Zahlen zeigen schon jetzt einen deutlichen Rückgang des Bruterfolgs der Weißstörche in Lichtenberg (Rabe Ralf Dezember 2023, S. 5).

Doreen Hantuschke, Naturschutz Berlin-Malchow

Studie „Windenergiepotenzialflächen in Berlin“: www.boschpartner.de/aktuelles

Beitrag aus: „UmweltBewusst“, www.umweltbuero-lichtenberg.de

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