Neues von der Grünen Liga Berlin

Aus DER RABE RALF Juni/Juli 2024, Seiten 2, 8, 9, 25, 30

Schnöder Mammon – leider nötig

Der Rabe Ralf ist noch nicht gerettet

Umweltministerin Lemke beim Umweltfestival: Wird auch sie abonnieren? (Foto: Jörg Staude)

„Ich persönlich fände es sehr schade, wenn der Rabe Ralf aus unserer Kulturlandschaft, nur aus Mangel an schnödem Mammon, plötzlich verschwinden würde.“ Das schrieb uns ein Leser, der den Raben seit seinen Anfängen kennt. Doch damit nicht genug: Er schrieb auch, dass er seinen Verein überzeugen konnte, gleich zehn Raben-Abos abzuschließen. Genau dieser Zuspruch und solche Rückmeldungen bestärken uns darin, weiterzumachen.

Nichtsdestotrotz kämpfen wir weiter für die Rabenrettung und können uns noch nicht allein auf die Redaktionsarbeit konzentrieren. Um zu verdeutlichen, worum es alle zwei Monate geht: Die Raben-Ausgabe mit 10.000 Exemplaren, von denen Sie gerade eines in den Händen halten, kostet uns inzwischen etwa 8.000 Euro. Davon entfallen etwa 3.000 Euro auf Druckkosten, 1.000 Euro auf Honorare für Redaktion und Layout, 1.000 Euro auf Versandkosten und weitere für Abo-Verwaltung und ‑Abrechnung, Ehrenamtspauschalen und Freiwilligendienste, Arbeitsplätze, Digital- und Büroausstattung und einiges mehr – nach dem Motto Kleinvieh macht auch Mist.

Auch wenn unsere Autorinnen und Autoren weiterhin kein Geld für ihre Arbeit verlangen und wir auf zahlreiche Ehrenamtliche vertrauen können, haben wir noch nicht genug langfristige Unterstützung gewonnen, um den Raben auf sicheren Beinen zu wissen. Denn leider braucht der Rabe Ralf den „schnöden Mammon“. Daher unsere Bitte, weiter Abos und Dauerspenden abzuschließen sowie Freund*innen und Bekannte dafür zu begeistern!

Wir brauchen Abos, Spenden und Anzeigen

Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass diese Ausgabe ziemlich viele Anzeigen enthält. Beim Lesen mag das nicht immer auf ungeteilte Zustimmung stoßen, ist aber natürlich sehr hilfreich bei der Finanzierung. Wir möchten uns deshalb bei unseren Anzeigenkund*innen bedanken. Wenn auch Sie mal eine kleine oder große Anzeige schalten wollen, melden Sie sich gerne.

Die Redaktion


Alles andere als öd

Mit der Grünen Liga auf Erkundungstour gehen und die Berliner Stadtnatur entdecken

Sandlaufkäfer im Naturschutzgebiet Biesenhorster Sand. (Foto: Anke Küttner)

Wer an Berlin denkt, denkt vielleicht nicht als Erstes an Natur. Dabei hat die Stadt nicht nur viele verschiedene Grün- und Wasserflächen zu bieten. Mit 20.000 bis 30.000 Tier- und weit über 2000 Pflanzenarten, die in Berlin vorkommen, gibt es viel zu entdecken – auch an Orten, die auf den ersten Blick trist erscheinen.

Unerwartete Vielfalt 

Im senatsgeförderten Projekt „Summ sala blüh!“ lädt die Grüne Liga Berlin seit Mai naturinteressierte Berliner*innen und solche, die es werden wollen, auf Erkundungstour in die Stadtnatur ein. Auf dem Programm steht zum Beispiel der Biesenhorster Sand, ein Naturschutzgebiet, das auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Wuhlheide entstanden ist. Mit seinen ausgedehnten Trockenrasenflächen bietet es Lebensraum für viele selten gewordene Spezialisten wie die Sandstrohblume, die es warm, trocken und karg mag und besonders geschützt ist.

Sehr groß ist hier auch die Insektenvielfalt. Manche Heuschrecken tragen ihre Vorliebe für unwirtlich erscheinende Lebensräume schon im Namen, wie die Blauflügelige Ödlandschrecke. Bei näherem Hinsehen wird allerdings deutlich, dass der Biesenhorster Sand alles andere als öd ist. Unter den fast 400 Falterarten, die hier nachgewiesen wurden, finden sich ebenfalls äußerst seltene und vom Aussterben bedrohte wie der Komma-Dickkopffalter. Hinzu kommt eine Vielzahl an Käfern, Wanzen und Hautflüglern, von denen manche nirgendwo anders in Berlin vorkommen.

Verantwortlich für diese Vielfalt sind zum einen die großen Offenflächen, auf denen sich Trockenrasen mit ihrem typischen Arteninventar etablieren konnten. Die sind zwar eigentlich typisch für Berlin und Brandenburg mit ihren sandigen Böden, zählen aber zu den am stärksten gefährdeten Lebensraumtypen. Zum anderen konnte sich im Biesenhorster Sand, auch durch regelmäßige Pflegeeinsätze und Beweidung, ein Mosaik verschiedener Biotope etablieren, vom Wald bis hin zu offenen Sandflächen. Gerade dieses Zusammenspiel macht das Gebiet so wertvoll und artenreich.

Entdeckungen am Straßenrand

Sandstrohblume in Prenzlauer Berg. (Foto: Anke Küttner)

In der Berliner Innenstadt ist die Artenvielfalt nicht ganz so groß, doch gibt es auch am Straßenrand viel zu entdecken – wenn man genau hinschaut. Dazu regt die Grüne Liga beim Kiezspaziergang durch den Prenzlauer Berg an, der ebenfalls als Führung angeboten wird. Ausgedehnte Trockenrasen oder naturnahe Wälder sind hier nicht zu finden, dafür viel Asphalt und Pflaster und dazwischen „Allerweltsarten“ wie Brennnesseln oder Gänseblümchen, die für viele so selbstverständlich sind, dass sie sie keines Blickes würdigen. Dabei haben auch sie eine Bedeutung für die Artenvielfalt in der Stadt. Ohne die Brennnessel gäbe es viele Schmetterlinge nicht, und wer sich traut, die ungeliebte Pflanze einmal näher unter die Lupe zu nehmen, findet oft Raupen, denen die Brennhaare gar nichts ausmachen.

Natürlich machen Versiegelung, Nutzungsdruck und Verschmutzung es den Tieren und Pflanzen nicht leicht. Wenigstens vor Pestiziden sind sie hier weitestgehend sicher, anders als in intensiv landwirtschaftlich genutzten Gegenden im Berliner Umland – durch die Vielzahl an Parks, Gärten, Friedhöfen, begrünten Höfen, Mittelstreifen oder auch bepflanzten Balkonen und Baumscheiben finden jedoch auch mitten in der Stadt zahlreiche Arten ein Zuhause. Manche Pflänzchen trotzen auch den schwierigsten Bedingungen und lassen sich sogar mit Füßen treten. In den Fugen des Kopfsteinpflasters zum Beispiel wächst unbeirrt die Strahlenlose Kamille, nebenan rankt eine Zaunrübe, die der spezialisierten Zaunrüben-Sandbiene und dem Zaunrüben-Marienkäfer als Nahrungspflanze dient.

Manchmal trifft man sogar einige Spezialisten vom Biesenhorster Sand wieder, denn die Bedingungen am Straßenrand oder im Gleisbett der Tram können ganz ähnlich sein wie auf dem Trockenrasen, und so wächst gelegentlich sogar eine Sand-Strohblume aus dem Pflaster im Prenzlauer Berg. Es gibt also mehr zu entdecken, als man denkt – oder haben Sie schon einmal das Kleine Stockrosen-Spitzmäuschen gesehen?

Führungen durch Wald und Feld

Weitere Orte, die bei Führungen erkundet werden können, sind zum Beispiel der Grunewald mit der Sandgrube und das Tempelhofer Feld. Dabei wird stets auch der Blick darauf gerichtet, welchen Bedrohungen die Artenvielfalt in der Stadt ausgesetzt ist und was Berlin, aber auch jede*r einzelne tun kann. Die Führungen sind öffentlich und werden während der Projektlaufzeit bis Ende 2025 mehrmals an den verschiedenen Orten angeboten.

Für Schulklassen bietet die Grüne Liga eigene Termine an, bei denen auch das im Projekt entwickelte Domino gespielt werden kann, um die Zusammenhänge zwischen Pflanzen, Tieren und Lebensräumen spielerisch zu begreifen und einige Vertreter der Stadtnatur näher kennenzulernen.

Lena Assmann

Weitere Informationen: www.summsalablueh.de


Straßenbäume brauchen Hilfe

Grüne Liga Berlin und Spreequell bitten um Unterstützung für die Aktion „Rettet unsere Bäume“

Der Gießsack wird um den Baum gelegt und oben mit Wasser gefüllt. (Fotos: GRÜNE LIGA Berlin e.V.)

Ein weiterer warmer Sommer hat begonnen. Nicht nur Menschen leiden darunter, sondern auch die Natur – und in der Stadt die Straßenbäume. Straßenbäume kriegen zu allen Jahreszeiten zu wenig Wasser ab, denn das meiste Regenwasser fließt in die Kanalisation und versickert nicht direkt am Baum.

Daher haben im Sommer vor allem junge Bäume eine Extraportion Wasser bitter nötig. Bäume, die Hilfe brauchen, sind meist leicht zu erkennen: an schlaffen Blättern, hängenden Ästen oder Kronenschäden.

Wer dazu beitragen will, für gesunde Bäume und ein angenehmeres Stadtklima zu sorgen, hat die Möglichkeit, an der Aktion „Rettet unsere Bäume“ teilzunehmen. Wer regelmäßig einen Stadtbaum gießen will, kann zur Unterstützung einen kostenlosen Gießsack von der Grünen Liga Berlin erhalten. Gießsäcke erleichtern die Bewässerung. Die Aktion wird von Spreequell unterstützt.

Anmelden und Gießsack bekommen

Eine Vorab-Anmeldung ist nötig, um einen Gießsack zu erhalten. Gegossen werden können Bäume im Alter von vier bis 40 Jahren direkt vor der Wohnungstür oder im eigenen Kiez. Auf der Seite giessdenkiez.de zeigt eine Karte alle Straßenbäume Berlins. Hier lässt sich leicht herausfinden, was für Bäume vor der Haustür oder im Kiez stehen und ob sie Hilfe benötigen. Um an der Aktion teilzunehmen, muss der Umfang des Baumstamms gemessen werden, da Gießsäcke nur für Bäume mit maximal 60 Zentimetern Stammumfang geeignet sind.

Der Gießsack wird von oben gefüllt und gibt das Wasser langsam tröpfelnd an den Boden ab. Bäume zwischen vier und 15 Jahren benötigend wöchentlich 50 bis 100 Liter. Zur Befüllung wird Regenwasser oder Wasser aus einer Straßenpumpe empfohlen. In Berlin gibt es über 2.000 öffentliche Pumpen. Ihre genauen Standorte sind ebenfalls auf giessdenkiez.de zu finden.

Richtig gießen

Damit die Wurzeln tiefer und stabiler werden, sollten Bäume besser einmal in der Woche eine große Menge Wasser erhalten als jeden Tag ein bisschen. So kann das Wasser tief einsickern und der Boden bleibt länger feucht. Sollte die Baumscheibe sehr trocken sein, ist es von Vorteil, den oberen Boden zuerst aufzulockern und anzufeuchten, damit das Wasser besser versickern kann.

Auch wenn die Teilnahme einfach ist, ist die Aufgabe durchaus verantwortungsvoll. Wer eine Gieß-Patenschaft für einen Baum übernimmt, sollte bedenken, dass sich die Gießperiode über mehrere Monate erstreckt und der Gießsack im Herbst wieder abgenommen werden muss. Die Patenschaft erfordert etwas Fleiß und Routine. Es ist aber möglich, sich zusammenzutun und mit Familienangehörigen, Nachbar*innen und Freund*innen gemeinsam zu gießen.

Shirin Shanibaqi

Weitere Informationen: www.rettetunserebaeume.de


Das war das 29. Umweltfestival

Natur- und Umweltschutz zum Anfassen am Brandenburger Tor und auf der Straße des 17. Juni

Bunte Festmeile, super Stimmung. (Foto: Annette Baumann)

Was hat der Berliner Forst mit der Trinkwasserversorgung der Hauptstadt zu tun, was kann ich mit gebrauchten Handys machen, wie fühlt es sich in einem Wurmtunnel an und was verbindet die Bundesumweltministerin mit dem Umweltfestival? Diesen und noch viel mehr Fragen konnten die Besucherinnen und Besucher auf dem 29. Umweltfestival der Grünen Liga Berlin am letzten Sonntag im April am Brandenburger Tor auf den Grund gehen.

50.000 Besuchende, 230 Ausstellende, 75 Helfende, eine Bühne, eine Lounge, neun Talkrunden, fünf Musik-Acts, zwei Theatervorstellungen, acht Stunden Programm: Obwohl das Umweltfestival in den Frühling vorverlegt werden musste (Rabe Ralf Dezember 2023, S. 3), konnte bei schönstem Wetter ein vielfältiges Umweltbildungs- und Familienfest gefeiert werden. Im Fokus standen diesmal der Wald und seine Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktionen. Diese wurden auf der Bühne am Brandenburger Tor vielfältig und teils kontrovers diskutiert sowie im „Cluster Wald“ auf der Straße des 17. Juni von den Berliner Forsten, dem Bergwaldprojekt oder der Wildnisschule „Wolf und Waldkauz“ facettenreich vorgestellt.

Auf der Festivalmeile konnte man spielen, ausprobieren, sich beraten lassen, Rätsel lösen, schöne und köstliche Dinge aus umweltverträglicher Herstellung erwerben und sich von den vielen Initiativen und Projekten inspirieren lassen. Ob Toben im Stroh oder Infos vom Seniorenschutzbund, Straßenmusik oder Lesung, Wildbratwurst oder vegane Wraps, für alle war etwas dabei.

Die „Lass uns reden Lounge“ bot mit Workshops und Talkrunden wieder Möglichkeiten zum direkten Austausch. Neben zwei Theaterstücken gab es eine „Teestunde der Vielfalt“ mit Yeşil Çember und ein Interview mit Schirmpatin Domitila Barros, die auch die Verleihung des Großen Preises des Umweltfestivals auf der Bühne moderierte. Ausgezeichnet wurden der Wasserkoffer des Vereins „a tip: tap“, der spielerisch die ökologische Bedeutung des Trinkwassers verdeutlicht, die Systainchange GbR, die mithilfe von Spielen Workshops und Beratung zu nachhaltiger Organisationsentwicklung anbietet, sowie die Scientists for Future, die eine Fensterfolie zum Energiesparen entwickelt haben.

Mit so vielen positiven Eindrücken geht es bald in die Vorbereitungen für das nächste Jahr, denn am 1. Juni 2025 wird das 30. Umweltfestival gefeiert. Unbedingt vormerken!

Susanne Dittmar

Weitere Informationen: www.umweltfestival.de

Das Umweltfestival 2024 wurde durch das Umweltbundesamt und das Bundesumweltministerium gefördert, die Mittelbereitstellung erfolgte auf Beschluss des Deutschen Bundestages. Die „Lass uns reden Lounge“ wurde durch die Stiftung Naturschutz Berlin gefördert. Hauptsponsor*innen waren GASAG und FKN. Kooperationspartner*innen waren Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg, NABU und ADFC Berlin.


Sommerfest auf dem Ökomarkt

… und 40 Jahre Alnatura

Am 27. Juni von 12 bis 19 Uhr lädt die Grüne Liga Berlin gemeinsam mit dem Bio-Unternehmen Alnatura zum Sommerfest und zum 40-jährigen Alnatura-Jubiläum auf den Ökomarkt am Kollwitzplatz ein. Der Ökomarkt ist seit fast 30 Jahren ein besonderer Ort zum Einkaufen, Stöbern und Austauschen. Landwirt*innen und Händler*innen aus Berlin und Brandenburg bieten Erzeugnisse aus ökologischer Herstellung an – ob frisches Obst und Gemüse aus dem Spreewald, Brot aus einer Charlottenburger Backstube, Prenzlberger Kiezkaffee oder Unikate von Berliner Künstler*innen. Beim Sommerfest wird dies mit Partner*innen aus der Region ergänzt, neben Alnatura sind Voelkel, Biobackhaus, Ökodorf Brodowin, Freiländer Geflügel und noch einige mehr dabei.

Susanne Dittmar

Programm und Aktionen: www.grueneliga-berlin.de/sommerfest

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