„Wir wissen genug, jetzt müssen wir handeln“

Aus DER RABE RALF Juni/Juli 2019, S. 14

Interview mit Sandra Kolberg und Christian Lerche von der Grünen Liga Berlin, die das Umweltfestival veranstaltet

Die Doppelspitze der GRÜNEN LIGA Berlin: Christian Lerche und Sandra Kolberg. (Foto: Ines Fischer)

Das diesjährige Umweltfestival steht unter dem Motto „Tu was, Mensch!“ Was sollen wir denn tun?

Christian Lerche: Aktiv werden und selbst handeln für echten Klima- und Umweltschutz. Wir wissen doch eigentlich längst genug über unseren enormen Ressourcenverbrauch, die Vermüllung unserer Erde und das rapide Artensterben. Diese Herausforderungen können wir gemeinsam bewältigen, wenn wir unser Wissen in die Tat umsetzen. Allerdings müssen von politischer Seite auch Strukturen geschaffen werden, die umweltfreundliches Verhalten erleichtern.

Ich bin kein Anhänger von Untergangsszenarien, will mich später aber auch nicht fragen lassen, warum wir nichts getan haben. Ob Mobilität, Konsum oder Energiesparmaßnahmen – es sind viele kleine Dinge, die wir im Privaten ändern können, um in der Summe große Veränderungen zu erreichen. Dazu bietet das Umweltfestival mit über 200 Ausstellern, unterhaltsamen Mitmachaktionen und Informationsangeboten zahlreiche Anregungen.

Wie wird das Umweltfestival diesem Anspruch gerecht, Menschen zum nachhaltigen Handeln zu befähigen und zu motivieren?

Sandra Kolberg: Zunächst versuchen wir als Veranstalter mit gutem Beispiel voranzugehen, etwa indem wir das Umweltfestival fast abfallfrei organisieren, den Strombedarf aus erneuerbaren Energien decken und ausschließlich Bio-Streetfood anbieten.

Das Wort Nachhaltigkeit ist ja leider recht abgedroschen und wird oft fehlverwendet, dabei ist das Thema hochkomplex und wichtig wie nie. Auf dem Umweltfestival versuchen wir zusammen mit unseren Ausstellern die Dinge alltagstauglich zu vermitteln, mit Herz und Spaß darzustellen und erlebbar zu machen. Ich freue mich, wenn unsere Besucher etwas mitnehmen, etwa wie sie den Energieverbrauch im Haushalt einfach reduzieren oder plastikfrei einkaufen können.

Im Bühnenprogramm wollen Sie mit der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ auch Weltoffenheit und globale Gerechtigkeit ansprechen. Inwiefern gibt es hier einen Zusammenhang mit den Kernanliegen der Grünen Liga?

Sandra Kolberg: Bildung für nachhaltige Entwicklung geht über Auswendiglernen hinaus. Es geht darum, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen: Lebe und handle ich eigentlich nachhaltig oder auf Kosten anderer Menschen und zukünftiger Generationen? Ist es in Ordnung, wenn Fischer in Malaysia deutsche Margarineverpackungen aus dem Meer angeln? Was kann ich dagegen tun?

Christian Lerche: Es kann keinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt ohne intakte Umwelt geben. Genauso wenig können wir unsere Umwelt schützen, wenn Menschen um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen müssen. Forschendes Lernen und kritisches Denken ist der Schlüssel, um nicht nachhaltige Entwicklung erkennen zu können.

Diese Kompetenzen fördert die Grüne Liga zum Beispiel im Projekt „Lebensmitteltagebücher“. Schüler nehmen ihr Konsumverhalten unter die Lupe und machen sich Gedanken, welchen Einfluss ihr Ernährungsverhalten auf die Umwelt, auch in anderen Erdteilen, hat.

 Wie spiegelt sich die thematische Breite auf dem Umweltfestival wider?

Sandra Kolberg: Die Ausstellermeile ist aneinandergereiht gut 1,5 Kilometer lang und zeigt Alternativen für einen nachhaltigeren Lebensstil in fast allen Bereichen. Es gibt einen großen Bio-Erlebnisbauernhof und ein Rahmenprogramm auf zwei Bühnen mit Kindertheater, Performances, Live-Musik und Talks. Das Umweltfestival wird eine bunte Erlebnismeile zum Anschauen, Anfassen und Ausprobieren.

Sandra Kolberg und Christian Lerche führen die Geschäfte der Grünen Liga Berlin. Der Umweltverband ist Veranstalter des Umweltfestivals am 2. Juni am Brandenburger Tor. Weitere Informationen: www.umweltfestival.de, Tel. (030) 4433910


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